Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Es gibt bei Facebook ein Online-Spiel, ein Browser-Game. Da soll man im virtuellen Schottland Geister fangen. Als Munition im Spiel dienen verschiedene Sorten Whisky. Die heissen dann so wie Jimmy Stalker 10 y.o. oder Nessy's Golden Reserve.

Nun gibt es bei Facebook in den Regeln folgenden Absatz:

Du wirst keine externen Anwendungen entwickeln oder unterhalten, die Alkohol oder andere für minderjährige ungeeignete Inhalte enthalten, bewerben oder anderweitig vermarkten, ohne entsprechende Altersbeschränkungen einzuhalten.

Ich habe das schon vor einer ganzen Weile gelesen und habe mir gedacht, dass diese Passage eines Tages Auswirkungen auf das Spiel haben koennte.

Heute war es so weit: Hinter jedem Whisky steht nun folgender Disclaimer: All beverages in Ghost Trappers are non-alcoholic. was man mit einem "Okay" bestaetigen soll.

Ob das eine mit dem anderen direkt zusammenhaengt, vermag ich nach der aktuellen Informationslage nicht zu beurteilen. Der Verdacht liegt jedoch sehr nahe. Ueber das neue Feature gibt es derzeit keine offizielle Ankuendigung im News-Board. Das laesst vermuten, dass diese Aenderung stillschweigend vorgenommen wurde.

Facebook scheint enormen Druck auf die Drittanbieter auszuueben, die sie zu solch abstrusen Massnahmen verleiten. Die Forenmoderatoren sind bereits gehirngewaschen, auf den Hinweis eines Nutzers Nessy's golden reserve is non-alcoholic?!? that's nonsense!! bekommt er als Antwort How is that nonsense? It's fictional. Alles kein Problem, wenn Regeln so ungenau definiert sind dass sie derartige Kollateralschaeden anrichten und das nicht einmal kritisch hinterfragt, sondern auch noch verteidigt wird! Symptomatisch fuer eine Online-Generation, die Verstoesse gegen Facebook-Nutzungsbedingungen als "illegal" einstuft und in Kinospots "Raubkopierer" "Verbrecher" sind und im Gefaengnis landen. Wo soll das noch hin fuehren?

Rueckblick: Atari ST und die KGMD

Montag, 7. Dezember 2009

Vor ein paar Wochen habe ich im Rahmen meiner Alles-muss-raus-Aktion meinen letzten Atari-Computer zum Wertstoffhof gebracht. Ein TT030 mit BNC-Netzwerkkarte und 19-Zoll-s/w-Bildschirm. Das waren noch Zeiten. In diesem Blogeintrag will ich aufheben, was aus dieser Zeit noch uebrig ist.

Seit ein paar Jahren gibt es im Netz das Archiv der damaligen Zeitschrift ST-Computer, ST-Magazin, TOS, Happy Computer und andere. Ein guter Start fuer den Beginn einer kleinen Zeitreise.

Ich war 1995 einer der Internet-Vorreiter auf dieser Plattform und entwickelte eine Art Unix-Distribution: KGMD - Knarfs German MiNT Distribution (Original-Webseite von 1995). Man konnte seinen Atari mit Hilfe dieses Softwarepakets in einen unixartigen Computer verwandeln, X11R5 starten, via PPP oder gar SLIP online gehen und mit Mosaic im Web surfen. Hatte man noch andere unixartige Computer im Netz, konnte man den Atari auch prima als X-Terminal verwenden, die Bildschirmaufloesung 1280×960 in s/w war beeindruckend.

Printmedien sind ja wichtig fuer die Relevanz: Über die KGMD wurde sowohl in der ST-Computer, Ausgabe 09/95, Seite 26 bis 29 als auch in der c't, Ausgabe 10/95, Seite 43 berichtet.

Die ganzen Downloadlinks funktionieren nach so vielen Jahren nicht mehr, es gibt jedoch eine lokale Kopie unter http://www.knarf.de/KGMD/. Allein die Installationsanleitung liest sich aus heutiger Sicht durchaus interessant. Fuer die konsequente Verwendung des Deppenapostrophs schaeme ich mich ein wenig. :-)

Hier ist noch ein Link zur ST-Computer Insider News von 1995-06 mit ausfuehrlicher Wuerdigung der KGMD als Grund fuer "frischen Wind in der Atari-Welt".

Knapp vier Jahre spaeter, im Januar 1999 wird die KGMD immer noch erwaehnt.

Fuer mich war die Atari-Aera kurz nach dem Release von KGMD 1.0 vorbei. Die KGMD wurde unter SunOS 4.1.1 cross-compiled, aber die Preise der PC-Architektur trieben mich in die Haende von FreeBSD, damals noch mit Version 1.1.5.1 vom Juli 1994 bzw. 2.0.5 vom Juni 1995. Bis hin zu 8.0 im Dezember 2009.

Abenteuer mit Palm Pre

Montag, 7. Dezember 2009

Hier kommt meine abenteuerliche Story mit einem Palm Pre.

Schon vor ein paar Wochen hatte ich einen Palm Pre ausgeliehen, um ihn kurz zu testen. Die Notwendigkeit sich registrieren zu muessen um das Telefon in Betrieb zu nehmen hat mich schon gestoert. Aber dass das Teil auch noch ungefragt "Sicherungen" meiner Daten im Hintergrund vorgenommen hat und angeblich sogar die Daten, die ich via ActiveSync ins Telefon geholt habe, hat mich dazu bewogen den Test abzubrechen.

Gestern bekam ich abermals einen Palm Pre. Der Vorbesitzer bat mich doch bitte die Daten selbst zu loeschen. Nichts leichter als das dachte ich, das Menue ist zwar unter "Geraeteinfos" versteckt, aber dort kann man die Komplettloeschung veranlassen.

Doch was sehe ich, nach dem erwarteten Reboot hatte ich immer noch die Anrufliste, die Kontakte und Termine, E-Mail-Konten und deren E-Mails des Vorbesitzers drin. Ein weiterer Versuch der Komplettloeschung half nichts. Es war noch ein webOS 1.1.3 drauf, also dachte ich mir, updaten koenne nicht schaden. Hat zwar ne Weile gedauert, aber das Update auf 1.3.1 klappte einwandfrei. Doch die Komplettloeschung klappte immer noch nicht.

Auch das einzelne Loeschen von E-Mail-Konten ging zuerst nicht, immer wieder blieb es beim drehenden Kringel stehen. Erst nach wiederholten Versuchen gelang es mir, das POP- und Exchange-Konto zu entfernen, die Anrufliste konnte ich auch von Hand loeschen, aber die Verbindung zum Palm-Konto des Vorbesitzers laesst sich so nicht loeschen.

In der Zwischenzeit bat ich den Vorbesitzer doch mal die Fernloeschung des Palms zu starten. Dort wird einem die IMEI angezeigt und mitgeteilt, dass nun eine SMS geschickt wuerde, die das Fernloeschen anstossen werde. Eine SMS? An die IMEI? An die SIM, die derzeit im Geraet mit der IMEI steckt? Woher soll Palm diese Information haben? Oder einfach nur an die Telefonnummer des Vorbesitzers? Es steht nicht dort. Na wenn das mal gut geht.

Der Palm hatte keine SIM-Karte und war nur ueber WLAN mit dem Internet verbunden. Und "irgendwann" wollte der Palm nicht mehr booten, bleibt also stundenlang mit eine weissen "palm" auf schwarzem Grund einfach stehen. Ich weiss wirklich nicht mehr was ich vor dem letzten Reboot getan habe, wahrscheinlich mal wieder einen Komplettloeschungsversuch.

In einschlaegigen Foren fand ich zahlreiche Tipps zum Thema Hard Reset, aber nicht den ultimativen "Affengriff". Die Software webOS Doctor soll dieses Problem jedoch loesen koennen. Um den herunterzuladen, muss man die Seriennummer des Geraetes eintragen. Unglaublich diese Datensammelwut. Naja, unter Windows 7 startet das Java-Programm zwar und installiert auch irgendwelches Zeug (Novacomd), aber die Verbindung klappt einfach nicht.

Tja, nun haben wir also erfolgreich einen Palm Pre gebrickt. :-)

Update: Auch unter MacOS X macht der webOS Doctor einfach nichts. Besonders gelungen sind uebrigens die Hilfestellungen auf den Palm-Seiten. Ich habe ja das Problem, dass der Button "Weiter" einfach grau und damit nicht anklickbar bleibt. Palm hat DIE Loesung:

"Dies kann vorkommen, wenn Sie unter Windows XP das Tool die Gerätetreiber lädt. Dieser Vorgang kann beim ersten Mal bis zu 15 Minuten dauern. Während dieses Zeitraums ist die Schaltfläche Weiter deaktiviert.
Versuchen Sie es nach 15 Minuten noch einmal. Die Schaltfläche Weiter wird aktiviert, wenn die Treiber geladen sind."

Na klar doch. Ich bin ja auch zu bloed zu unterscheiden, ob da ein InstallShield gerade irgendwelche Treiber installiert und mir dabei wohlbekannte Fortschrittsbalken zeigt oder ob der webOS Doctor einfach ruhig vor sich hin wartet und einfach NICHTS passiert. 15 Minuten auf den Bildschirm starren und warten, wie stellen die sich ihre User vor? Aber es kommt noch besser: "Hinweis Wenn der Akkustand niedrig ist, wird der Akku bei der Wiederherstellung zunächst aufgeladen. Dies kann bis zu einer Stunde dauern."

Man hat moeglicherweise keine Ahnung, wie voll der Akku ist, eine Ladestandsanzeige existiert in diesem Notfallszenario natuerlich nicht. Als am besten mal ne Stunde und fuenfzehn Minuten warten, vielleicht klappt's ja dann? Welches Wort koennte hier besser passen als Facepalm!

Update: Auch andere hatten schon das Problem und haben damit unterschiedliche Erfahrungen gemacht (englischsprachig):

Update: Hier ist eine Liste der derzeit bei Palm gesicherten Datensaetzen. Die mit webOS 1.3.1 eingefuehrten Cookies sind drin, das Dokument scheint also gepflegt zu sein (Date Modified: 11/18/2009). Ob nun die Daten aus einem Exchange ActiveSync mit einbezogen sind (oder jemals waren) geht nicht daraus hervor. Die derzeitige Ausgestaltung des Textes spricht jedoch eher dagegen, es handelt sich dabei wohl um einen "Online-Account" und diese scheinen von der Sicherung ausgenommen, lediglich die Zugangsdaten werden hinterlegt.

"Note All data backed up to your Palm profile is encrypted, and can only be accessed from your phone by you, the profile owner. There is no online data source or other location to view your Palm profile contacts, calendar, tasks, memos, or other items that are backed up to your Palm profile (see the following table). Additionally, Palm cannot access the backup copy of your Palm profile or other information." Hier ist also die Begruendung warum man online den Inhalt der Sicherung nicht einsehen kann. Es steht jedoch nicht explizit dort, dass die Daten auf dem Telefon ver- und entschluesselt werden. Nur dann koennte man das Backup ansatzweise als "sicher" betrachten. Welche beabsichtigten oder unbeabsichtigten Schwachstellen die Verschluesselungsmethode beinhaltet ist jedoch unbekannt. Bis dahin bleibt fuer Jedermann nur eine Option: Automatische Sicherung abschalten, gibt es bei webOS 1.3.1 im Menue.

Update: Am Dienstag war ich im o2-Shop und schilderte mein Problem. Der freundliche Mitarbeiter versicherte mir, dass ich in den naechsten Tagen Besuch bekommen wuerde. Und heute, zwei Tage spaeter kam der GLS-Mann mit einem Austauschgeraet. Nun ist alles wieder in Ordnung. Hat jemand Bedarf an einem Palm Pre? ;-)

SWIFT-Abkommen beschlossen

Dienstag, 1. Dezember 2009

Ich habe ja schon vor einiger Zeit das Thema aufgegriffen: Datenaustausch mit den USA. Also Austausch im Sinne von wir geben und sie nehmen. Die klassische Win-Win-Situation also.

Nun wurde gestern das SWIFT-Abkommen beschlossen. Aber interessanterweise nicht unterzeichnet.

Die Liberalen lehnten das Abkommen von Anfang an ab. Und nun sind sie enttäuscht. War's das mit dem Widerstand? Einfach mit dem Finger auf den CDU-Innenminister zeigen?

Handelsblatt-Kommentar: Westerwelle fällt um.

100 Tage sind noch nicht um, aber fuer Buergerrechtler koennte das die aufkeimende Hoffnung bereits wieder zerstoert haben, dass die FDP ihrer Rolle als notwendiges Gegengewicht zu SSchaeuble und Zensursula gerecht werden koennte.