Facebook verhöhnt seine Nutzer

Mittwoch, 14. Juli 2010

Dass es Facebook nicht so genau nimmt mit der Vertraulichkeit der Daten ist ja bekannt.

Schon beim Registrieren wird man in Schritt zwei aufgefordert, seine E-Mail-Adresse und sein E-Mail-Passwort einzugeben. Wer da nicht ganz wach ist, tippt die Daten gedankenlos ein. Ich habe mich immer gefragt, welche meiner Freunde sich von dieser "Aufforderung" ueberlisten liessen.

Seit heute teilt es mir Facebook auf meiner Startseite mit:

Kurz: "Von diesen Freunden haben wir Daten abgegriffen und wir sind sicher, dass sie das ueberhaupt nicht wollten".

Dass Facebook mein Passwort nicht speichert, ist an dieser Stelle nicht relevant. Die ueber den E-Mail-Account gesammelten Informationen werden gespeichert. Bei SPON kann man es nachlesen: Wie Facebook private Telefonbücher abgreift. Dort ist auch der geheime Link zu finden, wie man die Daten dort wieder loescht: http://www.facebook.com/contact_importer/remove_uploads.php.

Spannend in diesem Zusammenhang ist auch, dass wegen dieser Funktion kuerzlich ein Bussgeldverfahren eingeleitet wurde.

Update: Der geheime Link ist gar nicht so geheim. Wenn man auf den Link "Dein Passwort wird von Facebook nicht gespeichert", bekommt man ein Popup mit folgendem Inhalt:

Wir werden dein Passwort nach dem Import der Informationen deiner Freunde nicht speichern.

Wir können die E-Mail-Adressen, die du mithilfe des Importers hochgeladen hast, dazu benutzen, um dir bei der Vernetzung mit deinen Freunden zu helfen. Dies beinhaltet auch das Generieren von Freundschaftsvorschlägen für dich und deine Kontakte auf Facebook. Wenn du nicht möchtest, dass wir diese Informationen speichern, gehe bitte auf dieser Seite.

Update 2010-08-10: Es wird noch schlimmer. Jetzt wird mit Deutschlandflagge geworben. Das schafft Vertrauen.

Ausserdem sind nun endlich die blossgestellten Freunde direkt anklickbar. Ein Klick weiter kann man eine Nachricht schreiben: "Du, gibst Du mir kurz Deine E-Mail-Zugangsdaten? Ich will nur eben was nachschauen, keine Angst, ich schreibe mir Dein Passwort nicht auf."

IPv6 I

Samstag, 10. Juli 2010

CameloT beschaeftigt sich erst seit 2010 mit dem Thema IPv6 in der Praxis.

Eins scheint klar: Es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt um bei v6 einzusteigen. Moeglicherweise wird in 371 Tagen der IPv4-Adressraum aufgebraucht sein. So sieht es jedenfalls Hurricane Electric voraus.

Was das genau bedeutet, kann derzeit niemand vorhersagen.

Natuerlich bricht das Internet nicht an diesem Tag zusammen. Aber es wird mittelfristig einschneidende Auswirkungen auf die Vergabe-Policy haben, die daraufhin jeden Enduser treffen werden.

Wer Lust hat, bei IPv6 mitzumachen, kann sich bei Hurricane Electric eine Art Zertifikat besorgen. Damit kann man darlegen, wie weit man mit IPv6 vertraut ist.

Zu dem Zeitpunkt an dem ich dies schreibe bin ich "Enthusiast", aber ich versuche meinen Status weter zu steigern. Nun bin ich schon "Administrator", weil ich E-Mail ueber v6 empfangen kann. Und weil mein Mailserver natuerlich einen Reverse-DNS-Record besitzt, werde ich "Professional". Und weil meine DNS-Server bereits ueber v6 erreichbar sind, werde ich "Guru Questionnaire".

IPv6 Certification Badge for knarf

Aber zur hoechsten Stufe fehlt mir noch ein v6-Glue-Record in einer meiner Domains. Insgesamt wird das ein gutes Stueck Arbeit, weil jede Top-Level-Domain gewiss seine eigenen Prozeduren fuer diesen Vorfall haben wird. Derzeit sind nur 81% der TLDs v6-ready und es existieren gerade mal 2.767 v6-Glue-Records. Das ist insofern nicht bedrohlich, weil dieser Schritt nur dann unbedingt notwendig ist, wenn ueberhaupt keine v4-Connectity mehr verfuegbar ist.

Nun ist die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Anforderungen fuer alle administrierten Domains und Netzwerke erfuellt sind. Dazu zaehlt auch jedes Heimnetzwerk. Jeder kann und sollte mitmachen. Es ist meist einfacher als man denkt.

v4 ganz aus dem LAN zu verbannen erscheint derzeit eher schwierig bis unmoeglich. Mein Drucker und mein SIP-Device koennen ueberhaupt kein v6.

Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol (II)

Dienstag, 6. Juli 2010

Nicht nur Apple macht staendig Schlagzeilen mit ihren fragwuerdigen Bedingungen fuer Apps im AppStore, Facebook reiht sich nun offiziell ein. Der vorauseilende Gehorsam der Macher des Facebook-Spiels "GhostTrappers" hat nichts geholfen. Siehe hierzu mein Blogpost von vor einem halben Jahr: Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol. Sie bekamen dennoch eine Abmahnung:

"Your application must not contain liquor, beer, wine or other alcoholic beverages (unless the appropriate Demographic Restrictions are used), or sale of tobacco products, ammunition and/or firearms. (Section IV.A.4 of the Developer Principles and Policies). We understand you have added a disclaimer that states the drinks are non-alcoholic, but unfortunately, your changes still are not in compliance with our policy. If your in-game beverages are designed and named after alcoholic drinks, any reasonable user will make the connection between your content and those drinks. This beverage design includes, but is not limited to, martini glasses, shot glasses, vodka bottles, and any other container designed primarily for alcohol."

Zur Erinnerung: In dem Spiel dienen Whisky-Flaschen oder Cocktail-Glaeser als "Munition" um virtuelle Geister zu fangen. Das ist der gesamte Alkohol-Bezug. In World of Warcraft (das Spiel ist ebenfalls ab 13, wie Facebook auch) muss man sturzbesoffen 65 Meter tief fallen ohne zu sterben! Und das ist bei weitem nicht die einzige Aufgabe in diesem Spiel, in dem man sich selbst virtuell betrinken muss, um Erfolge zu erzielen. Das Betrunkensein in WoW wird zudem noch durch einen verschwommenen Bildschirm untermalt, die Spielfigur kann nicht mehr gerade laufen und im Chat werden Buchstaben vertauscht. Und das beste ist: Der Rausch ist nach wenigen Minuten einfach wieder vorbei!

Diese im Prinzip relativ unbedeutende Story ist symptomatisch fuer so viele ungeloeste Probleme in der globalisierten digitalen Welt. Eins ist jedoch sicher: Bevormundung ist definitiv keine Loesung!