Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol (II)

Dienstag, 6. Juli 2010

Nicht nur Apple macht staendig Schlagzeilen mit ihren fragwuerdigen Bedingungen fuer Apps im AppStore, Facebook reiht sich nun offiziell ein. Der vorauseilende Gehorsam der Macher des Facebook-Spiels "GhostTrappers" hat nichts geholfen. Siehe hierzu mein Blogpost von vor einem halben Jahr: Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol. Sie bekamen dennoch eine Abmahnung:

"Your application must not contain liquor, beer, wine or other alcoholic beverages (unless the appropriate Demographic Restrictions are used), or sale of tobacco products, ammunition and/or firearms. (Section IV.A.4 of the Developer Principles and Policies). We understand you have added a disclaimer that states the drinks are non-alcoholic, but unfortunately, your changes still are not in compliance with our policy. If your in-game beverages are designed and named after alcoholic drinks, any reasonable user will make the connection between your content and those drinks. This beverage design includes, but is not limited to, martini glasses, shot glasses, vodka bottles, and any other container designed primarily for alcohol."

Zur Erinnerung: In dem Spiel dienen Whisky-Flaschen oder Cocktail-Glaeser als "Munition" um virtuelle Geister zu fangen. Das ist der gesamte Alkohol-Bezug. In World of Warcraft (das Spiel ist ebenfalls ab 13, wie Facebook auch) muss man sturzbesoffen 65 Meter tief fallen ohne zu sterben! Und das ist bei weitem nicht die einzige Aufgabe in diesem Spiel, in dem man sich selbst virtuell betrinken muss, um Erfolge zu erzielen. Das Betrunkensein in WoW wird zudem noch durch einen verschwommenen Bildschirm untermalt, die Spielfigur kann nicht mehr gerade laufen und im Chat werden Buchstaben vertauscht. Und das beste ist: Der Rausch ist nach wenigen Minuten einfach wieder vorbei!

Diese im Prinzip relativ unbedeutende Story ist symptomatisch fuer so viele ungeloeste Probleme in der globalisierten digitalen Welt. Eins ist jedoch sicher: Bevormundung ist definitiv keine Loesung!

Netzsperren: Die nächste Runde

Montag, 25. Januar 2010

Dank der grossartigen FDP in der Bundesregierung wurde das Zugangserschwerungsgesetz ja aufgeschoben, welch grandioser Erfolg. Lasst uns feiern? Lieber nicht, ist dann doch zu peinlich.

Aber irgendwie ziehen die zerfetzten Kinder grad' nicht mehr. Zensursula hat ihr Amt als Familienministerin inzwischen geraeumt, dort sitzt jetzt so ein junges Ding, das ihre Doktorarbeit offenbar ungeniert von jemand anderem schreiben liess. Und bis die aus dem Schatten der grossen Frauen treten darf, vergeht wohl noch ne Weile.

Nein, nun muss der Jugendschutz her halten.

Ungeahnte Zensurmoeglichkeiten eroeffnet der Entwurf für eine Überarbeitung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrages (JMStV). Aber nicht nur das. Das deutsche Internet soll in einer Form beschnitten werden, die jegliche dynamische Weiterentwicklung vollstaendig blockiert. Wir haetten dann nicht mehr nur die absolut sinnfreie Stoererhaftung eines Internetanschlussinhabers sondern auch noch einen Zwang der Zugangsanbieter zur Inhaltsfilterung, ebenso wie die Pflicht der Hosting-Provider zur Ueberwachung der von ihren Kunden angebotenen Inhalte. Solche Ideen koennen nur aus Koepfen stammen, die keinen blassen Schimmer haben, wie das Internet funktioniert und warum es ueberhaupt so erfolgreich werden konnte.

Vielleicht wird es mal wieder Zeit, die abgenudelten Autobeispiele rauszukramen, die im Netz keiner mehr hoeren kann. Wenn die Bankraeuber mit dem Auto fliehen, ist weder der Autohersteller noch der Strassenbauer dran schuld, dass sie fliehen konnten. Und man zwingt auch keinen von beiden, mit zu helfen, dass sowas in Zukunft verhindert werden kann.

Doch lest einfach selbst: Bei ODEM.blog oder beim AK Zensur oder bei Thomas Stadler oder auch im Blog von 1&1. Oder auch bei Fefe.

Facebook: Whisky jetzt ohne Alkohol

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Es gibt bei Facebook ein Online-Spiel, ein Browser-Game. Da soll man im virtuellen Schottland Geister fangen. Als Munition im Spiel dienen verschiedene Sorten Whisky. Die heissen dann so wie Jimmy Stalker 10 y.o. oder Nessy's Golden Reserve.

Nun gibt es bei Facebook in den Regeln folgenden Absatz:

Du wirst keine externen Anwendungen entwickeln oder unterhalten, die Alkohol oder andere für minderjährige ungeeignete Inhalte enthalten, bewerben oder anderweitig vermarkten, ohne entsprechende Altersbeschränkungen einzuhalten.

Ich habe das schon vor einer ganzen Weile gelesen und habe mir gedacht, dass diese Passage eines Tages Auswirkungen auf das Spiel haben koennte.

Heute war es so weit: Hinter jedem Whisky steht nun folgender Disclaimer: All beverages in Ghost Trappers are non-alcoholic. was man mit einem "Okay" bestaetigen soll.

Ob das eine mit dem anderen direkt zusammenhaengt, vermag ich nach der aktuellen Informationslage nicht zu beurteilen. Der Verdacht liegt jedoch sehr nahe. Ueber das neue Feature gibt es derzeit keine offizielle Ankuendigung im News-Board. Das laesst vermuten, dass diese Aenderung stillschweigend vorgenommen wurde.

Facebook scheint enormen Druck auf die Drittanbieter auszuueben, die sie zu solch abstrusen Massnahmen verleiten. Die Forenmoderatoren sind bereits gehirngewaschen, auf den Hinweis eines Nutzers Nessy's golden reserve is non-alcoholic?!? that's nonsense!! bekommt er als Antwort How is that nonsense? It's fictional. Alles kein Problem, wenn Regeln so ungenau definiert sind dass sie derartige Kollateralschaeden anrichten und das nicht einmal kritisch hinterfragt, sondern auch noch verteidigt wird! Symptomatisch fuer eine Online-Generation, die Verstoesse gegen Facebook-Nutzungsbedingungen als "illegal" einstuft und in Kinospots "Raubkopierer" "Verbrecher" sind und im Gefaengnis landen. Wo soll das noch hin fuehren?